Von Gefrees zum Weißenstein
Gefrees – Viele verbinden mit dem Ortsnamen meiner Heimatstadt Essen und Trinken, die A9 und Stau. Und wahrlich, ihre Bekanntheit verdankt die Kleinstadt am Westrand des Fichtelgebirges auch jahrelangen Verkehrsnachrichten, die jeden Autofahrer aufschrecken ließ: „Zwischen Gefrees und Münchberg Nord 10 km Stau wegen einer Baustelle.“ Wer heute den Stau auf der A9 umfahren will oder ins Fichtelgebirge Richtung Weißenstadt, Selb oder Wunsiedel möchte, der fährt an der Ausfahrt Gefrees von der Autobahn ab und durch Gefrees, vorbei an der Sankt Johanniskirche mitten an der Hauptstraße.
Hier beginnt meine Wanderung zum Weißenstein. Sie führt entlang der Hauptstraße (B 2) am Künneth´schen Palais und am Getränkemarkt vorbei. Dort stand bis 1976 die Exportbrauerei Gefrees – an die sich viele Gefreeser heute gerne erinnern. Der Stein der Via Imperii am Künneth´schen Palais zeugt von alten ehemaligen Handelsstraßen von Venedig nach Danzig. Gefrees war ein Knotenpunkt, denn auch eine West – Ost – Verbindung von Frankfurt nach Prag führte durch den kleinen Ort. Wurden früher Kutscher und Pferde in den zahlreichen Gefreeser Gasthäusern versorgt, so donnern heute riesige LKWs durch das Nadelöhr zwischen Gottesackerkirche und Künneth´schem Palais durch Gefrees und fahren über die B2 bei Münchberg wieder auf die A9.
Gegenüber der Stadthalle erinnert der Stein aus dem Bahnhofsgebäude an den Kopfbahnhof, auf dessen Gelände heute die kleinsten Gefreeser im Kindergarten Pfiffikus spielen.
Die größeren besuchen die Jacob Ellrod Realschule, wo unser Weg vorbeigeht. Wir folgen dem Westweg in die Grünthalstraße, die am Ortstrand verlassen wird, weiter nach Bechertshöfen. An den Fischweihern geht es vorbei zur Streitauer Mühle und unter der Autobahnbrücke durch nach Streitau. Beim Durchgehen unter der Autobahnbrücke erkennt man den Ausbau nach der Wende, dem prägenden Ereignis meiner Kindheit. War die A9 in Richtung Hof vor der Wende eine wenig befahrene Autobahn, so änderte sich das mit der Grenzöffnung 1989 schlagartig. Die täglichen Staus konnte ich von meinem Elternhaus aus amüsiert verfolgen. Der Anblick der Trabis sorgte für Erheiterung beim Überholen auf der übervollen A 9 der 1990ger Jahre. Der Weg nach Bayreuth dauerte nun nicht mehr 20 Minuten, sondern ca. eine Stunde. Die Granitblöcke zeigen die Breite der Brücke beim Bau in den 1930ger Jahren bis zur Wende 1990, die glatten Wände zeugen vom notwendigen Ausbau.
Weiter geht’s auf dem Westweg hinauf zum Turmhügel, einer ehemaligen Motte, die zu einem weitläufigen Befestigungssystem im Mittelalter und der frühen Neuzeit zählt. Die Handelsstraßen mussten ja schließlich gesichert werden. Vom Turmhügel aus ist der Turm am Weißenstein zwischen den Bäumen versteckt zu sehen.
Über Feldwege und Fluren Richtung Handymast gelangen wir zum Sportplatz des TSV Streitau, wo man eine kurze Verschnaufpause einrichten kann.
Danach geht es bergan in den Wald zum Weißenstein. Ein Abstecher zur Weißensteinquelle lohnt sich. Wer seltene Gestein sucht, findet am Weißenstein den Eklogit. Eine Tafel informiert darüber.
Das Gasthaus am Weißenstein mit seinem Biergarten und sehr guten Küche lädt zur Rast ein. Vom Aussichtsturm kann man bei gutem Wetter eine herrliche Fernsicht in alle Himmelsrichtungen genießen: von der Plassenburg im Süden über den Ochsenkopf, Schneeberg und den Waldstein bis in den Frankenwald im Westen /Nordwesten. Auch Gefrees und Streitau sind von dort oben zu sehen und man kann bisherige die Tour gut nachverfolgen.
Auf befestigter Straße beginnt der Rückweg über Tennersreuth, wo dann wieder ein Feld- bzw. Waldweg uns zur Autobahnbrücke bringt, über die ich als Kind und Jugendlicher häufig mit dem Fahrrad gefahren bin. In Witzleshofen kann man sich im Schützenhaus für den Schlussanstieg nach Gefrees stärken. Wer mag, biegt am Ortseingang Gefrees links in einen Feldweg ab und gelangt ins Naherholungsgebiet und kann die Arbeit von Biber „Koarl“, wie ihn die Einheimischen tauften, begutachten.
Die Jonasgasse, letzter Anstieg für viele Gefreeser Grundschüler vor dem Unterricht, bringt uns direkt zum Ausgangspunkt unserer Rundwanderung, der St. Johannis-Kirche.